Ende einer Ära

Innauer übergibt an Vettori

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Innauer hört als nordischer Direktor beim ÖSV auf, hinterlässt große Lücke.

Eine erfolgreiche Ära im Österreichischen Skiverband ist zu Ende: Toni Innauer, der nach seiner Sportlerkarriere über 20 Jahre im ÖSV als Trainer, Cheftrainer und zuletzt seit 1993 als Nordischer Direktor für Skisprung und Nordische Kombination tätig war, hat am Mittwoch seine Funktion zurückgelegt. Der 51-jährige Vorarlberger verlässt den ÖSV und hinterlässt ein wertvolles sportliches Erbe.

Dem ÖSV treu geblieben
Der Olympiasieger 1980 von der Normalschanze ist einer jener Menschen, die auch Jahrzehnte nach dem Ende ihrer aktiven Karrieren dem Sport in führender Position treugeblieben sind. Nach über zwei Jahrzehnten im ÖSV hat er nun seinen mit Saisonende ablaufenden Vertrag nicht mehr verlängert. Die Ankündigung noch vor den Olympischen Spielen in Vancouver, die wie schon jene 2006 in Turin gerade für die Nordischen wieder sehr erfolgreich verlaufen sind, Mitte März ein neues Buch zu veröffentlichen, war wohl ein kleiner Hinweis auf das bevorstehende neue Kapitel im Leben des Toni Innauer.

Der dreifache Familienvater mit Wohnsitz in Thaur, der den Bezug zum Sport schon allein wegen seines skispringenden Sohnes Mario gar nicht verlieren kann, wurde am 1. April 1958 in Bezau (Vorarlberg) geboren. Der kleine Toni erlebte am Berg eine von Natur und Tourismus geprägte Kindheit. Seine internationale Karriere als Skispringer begann schon mit 15, als er seinen ersten Auftritt bei der Vierschanzentournee absolvierte, damals als der Weltcup noch gar nicht geboren war.

Große aktive Karriere
Knapp sieben Jahre später war seine aktive Laufbahn wieder früh beendet, in der er u.a. Olympiasieger (1980 von der Normalschanze in Lake Placid), Olympia-Zweiter nach packendem Duell mit Karl Schnabl (1976) und zweifacher Weltrekordler (174 und 176 m) geworden war. Innauers Sprungstil stand für Ästhetik pur. Für viele unvergessen ist nach wie vor sein 176-m-Flug in Oberstdorf. Damals erhielt er als erster Athlet seiner Sportart fünfmal die Stilnote 20,0.

V-Stil "gerne probiert"
Später gab er zu, dass er es auch gerne einmal im V-Stil probiert hätte, doch dazu kam es nicht mehr. Nach Trainertätigkeiten im Nachwuchsbereich übernahm Innauer 1989 das österreichische Nationalteam. Drei Jahre später hörte er am Zenit auf, nachdem seine Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Albertville fünf von sieben möglichen Medaillen gewonnen hatte. Für ihn war es Zeit geworden, die nächste Stufe in der Hierarchie nach oben zu klettern.

ERfolgreicher Funktionär
Im Juni 1993 wurde Innauer zum Nordischen Direktor im ÖSV ernannt, 1999 gab er als Direktor die Sparten Langlauf und Biathlon ab und kümmerte sich seither ausschließlich um Skispringen und Kombination. Nach dem Unfall-Tod seines Cheftrainers und Freundes Alois Lipburger übernahm der Vorarlberger die Mannschaft im Februar 2001 erneut für knapp 14 Monate als Cheftrainer. Die Erfolgsliste konnte sich auch in dieser Amtszeit sehen lassen, vor allem bei den Olympischen Spielen 2006 (insgesamt 4 x Gold sowie 2 x Silber) und 2010 (2 x Gold/3 x Bronze). Ein sportlicher Tiefpunkt waren für Innauer sicher die Spiele in Salt Lake City, als die Spezialspringer ohne Medaille geblieben sind.

Grübler und Denker
Privat ist Innauer ein tiefgründiger, sensibler Mensch. Psychologische Literatur und medienkritische Bücher bevorzugt er, außerdem liebt er u.a. die Musik des deutschen Liedermachers Reinhard Mey. "Ich spiele einige seiner Lieder auf der Gitarre und singe dazu. Das tut mir wirklich gut", meinte Innauer einmal. Innauer ist freilich weit mehr als ein akribischer Analytiker in Sachen Meter und Aufwind. Auch die Entwicklung seiner Familie ist ihm sehr wichtig. "Es ist doch auch eine ganz wesentliche Aufgabe, dass man lebensfähige Kinder großgezogen hat", meinte Innauer anlässlich seines 50. Geburtstages im APA-Gespräch über seine Söhne Mario (20), Jakob (22) und seine Tochter Lisa (25).

Mario möchte als Skispringer in die Fußstapfen des Vaters treten. Innauers Frau, die frühere Langläuferin Marlene Resch, kümmert sich u.a. auch um die Organisation für den "Nebenjob" ihres Mannes. Innauer ist ja seit Jahren auch als Referent in der Wirtschaft ein gefragter Mann.

Neues Buch steht an
18 Jahre nach seinem ersten erfolgreichen Versuch als Autor und der Veröffentlichung seiner Biografie "Der kritische Punkt" schlägt Toni Innauer nun gleich in zweierlei Hinsicht ein neues Kapitel seines Lebens auf. In wenigen Tagen erscheint sein neues Werk "Am Puls des Erfolgs", in dem es auch die eine oder andere kritische Anmerkung geben wird.

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