Comeback konkreter

ÖSV-Krise wird Fall für Herminator

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Nach der Olympia-Pleite und dem verlorenen Gesamtweltcup wird ein Comeback von Superstar Hermann Maier als Ski-Chef immer konkreter.

Nach der gestrigen Riesentorlauf-Pleite droschen die ÖSV-Chefs wieder ihre Standard-Phrasen. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel („Schwamm drüber und neu angreifen“): „Das Glück ist im Moment nicht bei uns, aber es kommt ganz sicher wieder zu uns zurück.“ Alpinchef Hans Pum: „Auch wenn Benni Raich wie im Vorjahr den Weltcup verloren hat, dürfen wir nicht vergessen, was er alles geleistet hat – sieben Jahre unter den Top-3, das hat’s noch nicht oft gegeben.“

Immer wieder fällt ein Name: Hermann Maier
Herren-Chef Toni Giger: „Wir sind auf einem Top-Niveau, aber es fehlt ein Eitzerl, um ganz vorn zu sein. Daran müssen wir arbeiten, darum werden wir auch einiges ändern.“ Und diese Änderung wird auch Gigers Job betreffen. Wie ÖSTERREICH berichtete, wird der langjährige Herren-Cheftrainer in die ÖSV-Entwicklungsabteilung wechseln. Schröcksnadel machte die Verhandlungen über die Giger-Nachfolge zur Chefsache. Bis zur Präsidenten-Konferenz Mitte April will der mächtige ÖSV-Boss sein Reform-Konzept fertig haben. Immer wieder fällt dabei ein Name: Hermann Maier.

Seit dem Treffen am 13. Jänner hat Schröcksnadel mehrmals mit dem Herminator telefoniert. Ermuntert durch die Reaktionen auf die ersten Berichte, wonach Maier den ÖSV aus der Krise retten soll.

Schröcksnadel: „Bei uns ist es wie bei Real Madrid“
Schröcksnadel zog einen Vergleich aus dem Profi-Fußball heran: „Bei uns ist es wie bei Real Madrid. Die sind zwar früh ausgeschieden, haben aber trotzdem eine sehr gute Mannschaft.“ Auch unsere Ski-Profis wären oft zu sehr verwöhnt worden. Schröcksnadel: „Wir bieten ihnen ein perfektes Umfeld, einfach alles. Dabei darf aber auch die Eigenverantwortung der Läufer nicht zu kurz kommen.“

Eine Meinung, mit der er bei Hermann Maier offene Türen einrennt. „Den Jungen wird heute zu viel abgenommen, nur weil sie einmal g’scheit fahren, werden sie gleich hofiert.“ Maier über sein persönliches Erfolgsrezept: „Ich bin damals durch Maurern und Skifahren jeden Tag um eins ins Bett und um fünf aufgestanden.“ Jetzt hätte er die Gelegenheit, etwas zu ändern!

Schröcksnadel: Haben den Läufern viel zu viel geboten

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel (68) erlebte am Freitag in Garmisch-Partenkirchen eine bittere Stunde in unserer Weltcup-Geschichte.

ÖSTERREICH: Gesamt-Weltcup verloren, Riesentorlauf-Wertung futsch, Hirscher disqualifiziert, Fischbacher schwer gestürzt. Herr Schröcksnadel, was ist nur los beim ÖSV?

Peter Schröcksnadel: Das alles passt genau ins Bild. Jetzt gibt es nur eines – diese Saison abhaken, Konsequenzen ziehen, mit neuem Elan durchstarten.

ÖSTERREICH: Am Donnerstag soll es ja schon eine Krisensitzung gegeben haben?

Schröcksnadel: Ich mache keine Sitzungen, treffe nur Entscheidungen. Ich hab einiges im Kopf. Mitte April werde ich auf der Präsidentenkonferenz meine Pläne präsentieren.

ÖSTERREICH: Hermann Maier, Christian Leitner, Marc Girardelli, Matthias Berthold – prominente Namen, die genannt werden. Was ist da dran?

Schröcksnadel: Ich nenne und kommentiere keine Namen.

ÖSTERREICH: Was muss sich im Alpinbereich ändern?

Schröcksnadel: Vor allem die Stimmung in und rund um die Mannschaft. Wir müssen an den Erfolg wieder glauben, dann kommt das Glück zurück.

ÖSTERREICH: Aber ist die Mannschaft auch gut und stark genug, um diese Wende zu erzwingen?

Schröcksnadel: Wir haben gute Leute, auch in der Abfahrt, aber viele bringen nicht die Leistung, die sie bringen könnten. Viele werden mit dem Druck nicht fertig.

ÖSTERREICH: Woran liegt das?

Schröcksnadel: Vielleicht bieten wir unseren Läufern zu viel und schauen zu wenig, dass sich jeder selbst optimal einstellt. Am Start liegt alles am Rennläufer. Wir müssen die Eigenverantwortung mehr als bisher forcieren. Bei einem Eberharter und bei einem Herbst, die ganz unten waren, hat man gesehen, wie sie sich am eigenen Schopf aus dem Tief gezogen haben und Spitze geworden sind.

Trainer-Kandidat Leitner: "Herrenteam ist eine Baustelle"
Schröcksnadel fühlt dieser Tage in Garmisch bei den Kandidaten vor. Sein Plan: Ein vom ÖSV abgewanderter Erfolgscoach soll zurückgeholt werden. Im Gespräch sind wie berichtet Matthias Berthold (Deutscher Damen-Chef), Patrick Riml (Kanada) und Noch-Finnen-Coach Christian Leitner. Immer öfter fällt auch der Name Marc Girardelli.

Jetzt meldete sich der Kitzbühler Leitner (45), Begründer des finnischen Alpin-Wunders um Kalle Palander und Sami Uotila, zu Wort. „Ja, sowohl Schröcksnadel als auch Alpinchef Pum haben mich angesprochen. Wir wollen uns nächste Woche in Ruhe zusammensetzen.“ Leitner hat sich bereits Gedanken gemacht: „Bei euren Herren ist viel zu tun – nicht nur bei den Abfahrern.“ Denn auch das Slalom-Erfolgsteam ist überaltert. Leitner: „Man darf nicht vergessen, dass Herbst, Pranger, Matt und Raich schon über 30 Jahre alt sind. Wenn die aufhören, gibt es eine weitere Baustelle.“ Hermann Maier als „General Manager“ könnte sich Leitner gut vorstellen: „Er bringt unglaublich viel Erfahrung mit.“

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