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'Dümmer geht es nicht mehr'

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Gesammelte Reaktionen zur Doping-Razzia in Seefeld am Mittwoch.

Beschämend, peinlich und erschütternd! Der Doping-skandal bei der Heim-WM sorgt für einen "Super-Gau" (O-Ton Alois Stadlober). Der ÖSV zeigt sich schockiert, die zwei ÖSV-Athleten die des Blutdopings beschuldigt werden, müssten nun die Konsequenzen tragen.

Werner Frießer, Bürgermeister Seefeld und OK-Chef gegenüber der "Tiroler Tageszeitung": "Sollten sich diese Meldungen als wahr herausstellen, wäre das schade für den Sport. Unsere Aufgabe ist es, weiterhin eine tolle Veranstaltung für die enthusiastischen Besucher und die sauberen Sportler durchzuführen. Für Idioten sind wir nicht verantwortlich."

Christoph Eugen (ÖSV-Cheftrainer Nordische Kombination, bevor er genaue Informationen hatte): "Es ist natürlich schade, gerade bei so einem schönen Fest, das Seefeld geboten hat, mit Superstimmung und Medaillen. Ich weiß noch nicht viel, aber das, was man mitbekommen hat, ist sehr enttäuschend und sehr schade für die gesamte WM und den Nordischen Sport. Ich bin der Meinung, das gehört jetzt einmal richtig hart aufgearbeitet und dass es in Zukunft auch Konsequenzen gibt. Man hat schon immer wieder diese Geschichten, es ist schon ein bisschen wie 'täglich grüßt das Murmeltier'. Ich glaube, es macht einfach alles kaputt. Für uns ist es wichtig, unseren Weg weiterzugehen und weiterzuarbeiten und dass man versucht, das so schnell wie möglich zu lösen."

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel: "Nichts ist niederträchtiger als das Erkaufen von besseren Resultaten durch illegale leistungssteigernde Methoden. Ich bin zutiefst verärgert, dass einzelne Athleten scheinbar nichts aus der Vergangenheit gelernt haben. Im ÖSV gilt Null-Toleranz gegenüber Doping. Laut den Ermittlungen der Behörden gibt es keinen Hinweis darauf, dass Betreuer des ÖSV in diesen Dopingfall involviert sind. Unabhängig davon werde ich dem Präsidium vorschlagen, nach dieser Saison den Langlaufsport im ÖSV völlig neu zu organisieren. Wir können aber nicht für jeden Einzelnen garantieren, dass er sich an die strengen Bestimmungen hält. Die Verantwortung trägt jeder einzelne Athlet selbst, die Folgen auch. Klar ist, wer dopt, wird unverzüglich aus dem ÖSV ausgeschlossen. Die juristischen Konsequenzen werden die Behörden ziehen."

Luis Stadlober (56. über 15 km klassisch): "Das ist natürlich eine sehr schwierige Situation. Wir wohnen im Zimmer gegenüber. Dann ist der Chef von unserem Hotel gekommen und sie haben die zwei gesucht. Dann war das BKA da und mir ist die Lade runtergefallen. Man versucht das auszublenden, denn ich wollte mich von der großen Bühne gut verabschieden, das habe ich leider nicht geschafft." Stadlober konnte sich die Vergehen seiner Kollegen nicht erklären: "Warum macht man so was, wie schafft man es, dass man jeden anlügt? Wie kann man nur so hinterhältig sein und dem österreichischen Sport das Messer hinten reinstechen?"

Stadlober erinnerte an die Serie von Dopingfällen im ÖSV-Langlaufteam: "Wir haben so viel mitgemacht. 2006 war ich noch jung, dann 2014 mit Dürr, da war ich nicht vor Ort, aber jetzt ist es daheim passiert. Ich kann gar nicht sagen, wie scheiße das Gefühl ist."

Heinz-Christian Strache (Sportminister): "Ich bin an der lückenlosen Aufklärung interessiert, werde aber die Ergebnisse dieser Ermittlungen abwarten, ehe geprüft wird, ob zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der sauberen und fairen Sportlerinnen und Sportler eingeleitet werden müssen."

Markus Gandler (Sportliche Leiter im ÖSV für Langlauf und Biathlon): "Es hat sich herausgestellt, dass an mehreren Stellen Athleten erwischt worden sind bei unerlaubten Methoden oder beim Dopen. Leider, das macht mich betroffen, zwei Athleten von uns sind dabei. Sie sind in Haft genommen worden, Baldauf und Hauke. Sie sind momentan weg, ich habe sie nicht mehr gesehen." Er sei von den Ermittlern um Hilfe beim Auffinden der Athleten gebeten worden. "Das ist ein harter Schlag für den Langlauf im allgemeinen. Ich stehe unter Schockstarre. Es ist ja nicht das erste Mal, und wie es ausschaut nicht das letzte Mal."

Alois Stadlober (Langlauf-Experte im ORF sowie Vater der WM-Starter Teresa und Luis): "Dümmer geht es nicht mehr, und tiefer kann man gar nicht mehr fallen. Ich glaube, wir waren mit dem österreichischen Langlauf schon tief, dann sind wir noch tiefer gefallen, und ich weiß gar nicht, wie tief es noch hinuntergeht. Das ist nicht nachvollziehbar, man kennt die betroffenen Sportler. Sie wissen, was auf einen einstürzt, was auf einen Johannes Dürr eingestürzt ist, was der alles verloren hat. Markus Gandler hat es angesprochen: für diese bescheidenen Erfolge diesen Weg zu gehen, ist unvorstellbar."

Zu seinen ebenfalls im ÖSV-Langlauf-Team involvierten Kindern, Teresa und Luis Stadlober: "Luis läuft heute, der ist durch den Wind. Ich habe gesagt, 'Luis du läufst'. Die ehrlichen Sportler müssen an den Start. Ich habe ihm gesagt, 'danke Luis, dass du auch mit schlechten Leistungen den richtigen Weg gegangen bist. Ehrlichkeit währt am längsten, das freut mich'. Es sind alle am Boden zerstört. Auch mit Teresa habe ich gesprochen, aber das muss man jetzt erst verarbeiten, was da wieder auf uns hereinprasselt. Das ist jetzt der Super-GAU, eigentlich ist jeder hilflos."

Trond Nystad (ÖSV-Langlauf-Koordinator): "Für mich ist es nur traurig, ich habe keine Worte dafür. Ich habe gedacht, dass die Leute aus der Vergangenheit etwas gelernt haben - dass Doping und Sport nicht zusammengehören. Ich fühle mich verarscht. Wir arbeiten hier Tag und Nacht und probieren schnelle Ski und alles, und dann passiert so was. Ich stehe für sauberen Sport. Ich muss nicht mit einem Verband arbeiten, ich habe gar nichts gemerkt. Ich hoffe, dass die Jungs, Eier genug haben, zu sagen, wer dahintersteckt. Ich erwarte, dass sie Männer genug sind und alles erzählen, alle gehören bestraft."

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