Nach Doping-Razzia

Haftbefehl! Doping-Doc drohen 10 Jahre Haft

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Deutscher Innenminister Seehofer: 'Schöner Erfolg beim Kampf gegen Doping'

Gegen den im Zusammenhang mit Doping-Razzien in Erfurt festgenommenen deutschen Sportmediziner ist ein Haftbefehl erlassen worden. Der Arzt werde nach einem Termin beim Ermittlungsrichter in die Münchner Justizvollzugsanstalt Stadelheim gebracht, sagte ein Sprecher des Erfurter Amtsgerichtes am Donnerstag. Dem verhafteten Mark S. droht eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren. Sollte dem Arzt und seinen mutmaßlichen Komplizen in der Causa ein gewerbs- oder bandenmäßiges Delikt nachgewiesen werden, sieht das 2015 verabschiedete deutsche Anti-Doping-Gesetz einen Freiheitsentzug von einem bis zu zehn Jahren vor, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München auf dpa-Anfrage bestätigte.

Der Mediziner war am Mittwoch ebenso wie ein mutmaßlicher Komplize in Erfurt festgenommen worden. In dessen Praxis sollen neben Ski-Langläufern nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" auch Fußballer, Schwimmer, Radsportler, Handballer und Leichtathleten behandelt worden sein. "Es werden sicherlich auch noch andere Sportarten betroffen sein", hatte am Mittwoch Dieter Csefan vom österreichischen Bundeskriminalamt (BK) gesagt und von einem weltweit agierenden Netzwerk und einer "kriminellen Organisation" gesprochen.

Kohl belastete bereits Mediziner

Dem Sportmediziner aus Erfurt war in seiner früheren Rolle als Radsport-Teamarzt schon die Verwicklung in Doping-Praktiken vorgeworfen worden. Er hatte dies stets bestritten, nachdem er vom ehemaligen Rad-Dopingsünder Bernhard Kohl schwer belastet worden war. Der ehemalige Rad-Star arbeitete beim Team Gerolsteiner mit Mark S. zusammen. Der Deutsche war als Mannschaftsarzt tätig.

Kohl wurde nach der Tour de France 2008 des Dopings überführt – und gab an, dass Mark S. nicht nur davon gewusst hatte, sondern ihm auch geholfen habe. Der 40-Jährige stritt jedoch stets alle Vorwürfe ab, ihm konnte bislang nichts nachgewiesen werden. Ob der Arzt auch diesmal davon kommt, ist mehr als fraglich. Die Beweislast ist erdrückend. Der deutsche Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) begrüßte die Festnahmen und Ermittlungen und sprach in Berlin von einem "schönen Erfolg beim Kampf gegen Doping, was da in Österreich geschehen ist".

Neben strafrechtlichen Konsequenzen droht dem Mediziner auch ein berufsrechtliches Verfahren durch die Landesärztekammer Thüringen. "Sollten sich die Vorwürfe gegen den Arzt bestätigen, wird die Kammer mit aller Härte vorgehen", sagte eine Kammersprecherin. Das könne für den Arzt den Verlust der ärztlichen Zulassung (Approbation) bedeuten. "Wir sind sehr betroffen über das, was bekannt geworden ist." Der Landessportbund Thüringen entzog der Praxis bereits die Lizenz als "Sportmedizinische Untersuchungsstelle" in Thüringen.

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